Riester, Rürup, ETF, Betriebsrente – Was lohnt sich für den Ruhestand?

Deine Altersvorsorge ist Deine Verantwortung. Um Deinen Ruhestand entspannt und ohne finanzielle Herausforderungen zu verbringen, ist es wichtig, dass Du Dich so früh wie möglich mit dem Thema beschäftigst. Das ist viel einfacher als Du vielleicht denkst. Und Du kannst alles selbst.

In diesem Ratgeber erfährst Du, was Du über die unterschiedlichen Arten der Altersvorsorge wissen musst, warum Du keinen Finanzberater brauchst und wie Du in drei einfachen Schritten mit dem Sparen für den Ruhestand startest.

Was ist die gesetzliche Rente und was sind die Alternativen?

Die wichtigste Säule der Altersvorsorge ist die gesetzliche Rente. Fast alle Angestellten müssen einen Teil ihres Gehalts in die Deutsche Ren­ten­ver­si­che­rung (DRV) einzahlen. Sie kümmert sich ebenfalls um die Auszahlung der Renten. Wie hoch die Einzahlungen sind und wie die Auszahlung genau funktioniert, liest du in unserem Ratgeber zur gesetzlichen Rente.

Einige Berufsgruppen haben als Alternative zur gesetzlichen Rente ein sogenanntes Berufsständisches Versorgungswerk. Das betrifft zum Beispiel Juristen, Architekten, Mediziner, Apotheker und Steuerberater. Die Funktionsweise ist ähnlich. Auch hier zahlen die Mitglieder einen festen Teil Ihres Einkommens ein, das Versorgungswerk verwaltet das Geld und führt später die Auszahlungen durch. Weitere Infos findest Du in unserem Ratgeber zu Versorgungswerken.

Beamte erhalten Pensionen. Sie zahlen nicht in die gesetzliche Rente ein. Stattdessen bekommen Sie im Ruhestand Geld direkt vom Staat. Das betrifft den Großteil der Lehrer, Polizisten, Berufssoldaten, Pfarrer und Abgeordnete sowie manche Angestellte im öffentlichen Dienst.

Selbstständige sind grundsätzlich frei in der Wahl ihrer Altersvorsorge. Doch es gibt einige Ausnahmen für besonders schutzbedürftige Berufe. Darunter fallen unter anderem: Handwerker, Hebammen, Erzieher, in der Pflege Beschäftigte, Künstler und Publizisten sowie Selbstständige mit nur einem Auftraggeber. Diese Gruppen müssen auf Basis ihres Einkommens Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse zahlen und erhalten später daraus auch eine Rente. Andere Selbstständige können ebenfalls in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Details zu den Vor- und Nachteilen liest du in unserem Ratgeber zur freiwilligen Ren­ten­ver­si­che­rung.

Was ist Deine Rentenlücke?

Gerade die gesetzliche Rente wird nicht ausreichen, um im Alter Deinen Lebensstandard aus dem Berufsleben zu halten. Hintergrund ist zum einen, dass Deine Rente niedriger sein wird als Dein Arbeitseinkommen. Und zum anderen, dass die Bevölkerung in Deutschland immer älter wird. Somit verschiebt sich jedes Jahr das Verhältnis zwischen den arbeitenden Menschen, die Beiträge in die Rentenkasse einzahlen, und den Rentenempfängern im Ruhestand.

Aufgrund des Umlageverfahrens in der gesetzlichen Rente müssen in Zukunft immer weniger Erwerbstätige mit ihren Einzahlungen immer mehr Rentnerinnen und Rentner versorgen, wenn eine Rentenreform und andere Neuregelungen nicht dafür sorgen, dass mehr Erwerbstätige auf den Arbeitsmarkt oder mehr Einnahmen in die Ren­ten­ver­si­che­rung kommen.

Dementsprechend wird Deine Rente – vor allem, wenn Du sie von der DRV bekommst – niedriger sein als Dein Einkommen zuvor. Da Deine Ausgaben mit Eintritt in den Ruhestand in der Regel nicht so stark sinken wie Deine Einnahmen, entsteht eine Lücke zwischen Deinen Einnahmen und Deinen Ausgaben. Das nennt man Rentenlücke.

Die Rentenlücke kann individuell sehr unterschiedlich sein, daher lohnt es sich, sie in wenigen Schritten für Dich persönlich auszurechnen. Das ist nicht so kompliziert, wie Du vielleicht denkst. In unserem Ratgeber zur Rentenlücke zeigen wir Dir in drei einfachen Schritten, wie es geht.

Wie beeinflusst die Inflation Deine Rente?

Da es sich bei der Altersvorsorge um einen langen Ansparzeitraum handelt, spielt auch die Inflation eine große Rolle. Inflation bedeutet, dass die Preise steigen. Du kannst Dir für den gleichen Geldbetrag also weniger kaufen. Das nennt sich auch Kaufkraftverlust.

In Deutschland liegt die durchschnittliche Inflationsrate der vergangenen 20 Jahre bei 1,8 Prozent. In den letzten Jahren lag sie allerdings deutlich darüber. Denke daher sowohl bei der gesetzlichen Rente, zum Beispiel wenn Du Deine digitale Rentenübersicht abrufst, als auch bei privaten Altersvorsorgeverträgen immer daran, dass Dein Kapital in 20 oder 30 Jahren deutlich weniger wert sein wird. Unser Inflationsrechner hilft Dir, die Werte für Deine Altersvorsorge-Planung richtig einzuordnen.

Betriebs-, Riester- oder Basisrente: Welche Formen der privaten Altersvorsorge gibt es?

Wenn Du eine ungefähre Vorstellung von Deiner Rentenlücke hast, geht es darum, die für Dich passende zusätzliche Altersvorsorge zu finden.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, individuell vorzusorgen und so weiteres Geld im Ruhestand zur Verfügung zu haben. Alles, was Du zusätzlich zu Deiner gesetzlichen Rente oder einer der Alternativen, wie zum Beispiel Bezügen aus dem Versorgungswerk oder staatliche Pensionen ansparst, nennt man private Altersvorsorge.

Da Politikerinnen und Politiker die oben angesprochene Problematik kennen, haben sie verschiedene private Vorsorgevarianten geschaffen und fördern sie mit Zuzahlungen oder Steuerrückerstattungen.

Die Riester-Rente

Die Riester-Rente ist eine zusätzliche Altersvorsorge, die sich seit einigen Jahren nur noch für Familien oder Alleinerziehende mit vielen Kindern lohnt. Es gibt sie in Form eines Fondssparplans oder einer Ren­ten­ver­si­che­rung. Sie ist generell teuer und Du solltest sie nur in Erwägung ziehen, wenn Du aufgrund der Kinderanzahl eine hohe Förderung vom Staat bekommst. Mehr dazu liest Du im Ratgeber zur Riester-Rente.

Seit Jahren gibt es Kritik am Konzept Riester, vor allem aufgrund der hohen Kosten und des Bürokratieaufwands. Die Ampel-Koalition hat daher eine Reform in Aussicht gestellt. Details dazu findest Du in unserem Ratgeber zur Reform der privaten Altersvorsorge.

Basis- beziehungsweise Rürup-Rente

Die Basisrente, auch Rürup-Rente genannt, ist eine zusätzliche Altersvorsorge, die für Selbstständige geschaffen wurde. Sie ist so konzipiert, dass Selbstständige die gesetzliche Rente mit ihr auch komplett ersetzen können. Zahlst Du nicht in die gesetzliche Rente ein, ist ein Rürupvertrag für Dich eine gute Option. Zahlst Du als Unternehmer, Solo-Selbstständiger oder Freiberufler schon in die gesetzliche Rente ein, kann eine Rürupvertrag für Dich auch ein zusätzliches Standbein für den Ruhestand sein. Als Nicht-Selbstständiger mit einer Rürup-Rente vorzusorgen, lohnt sich nur in Ausnahmefällen.

Mehr dazu liest Du im Ratgeber zur Basisrente.

Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Der Begriff betriebliche Altersvorsorge beschreibt zwei verschiedene Vorsorge-Arten. Einerseits die ursprüngliche Form, in der Dein Unternehmen für Dich Beiträge in eine klassische, unternehmenseigene Betriebsrente einzahlt. Davon bekommst Du später eine zusätzlich Rente, ohne eigenes Geld einzahlen zu müssen.

In den letzten Jahren wird mit dem Begriff meist allerdings die geförderte betriebliche Altersvorsorge (bAV) gemeint. Das ist ein Konzept, bei dem Du mit einer Ren­ten­ver­si­che­rung zusätzlich fürs Alter sparst. Das Besondere: Deine Einzahlungen kommen nicht von Deinem Konto, sondern sie gehen direkt von Deinem Bruttolohn ab. Dadurch sparst Du Geld. Zusätzlich zahlt die Firma einen Zuschuss in Deinen Vertrag. Das kann sich, je nach Höhe des Zuschusses, den Konditionen des Vertrags und Deiner Karriereplanung für Dich lohnen.

Mehr dazu liest Du im Ratgeber zur betrieblichen Altersvorsorge.

Privatrenten

Privatrenten sind private Ren­ten­ver­si­che­rungen, die im Gegensatz zu den Konzepten Riester, Rürup und bAV nicht in der Ansparphase gefördert werden, sondern wenn Du im Ruhestand bist. Das funktioniert, indem nur ein Teil der Rentenauszahlung aus dem Vertrag versteuert werden muss. Ohne staatliche Förderung in der Ansparphase lohnt sich diese Variante der privaten Ren­ten­ver­si­che­rung in den seltensten Fällen.

Der Haken an allen diesen vom Staat geschaffenen Vorsorgeoptionen: Um die Förderung zu bekommen, musst Du für fast alle Varianten eine Ren­ten­ver­si­che­rung abschließen. Diese sind häufig entweder teuer oder unflexibel. Zudem sinken die Rentenfaktoren von Ver­si­che­rungs­ver­trägen, also die Rente pro 10.000 Euro Vertragsguthaben, seit Jahren. Es gibt aber auch Alternativen mit niedrigeren Kosten und höherer Flexibilität.

Daher empfehlen wir, Dich auf eine deutlich einfachere Altersvorsorge zu konzentrieren: die flexible Vorsorge mit einem ETF-Sparplan. Neben Deinem Notgroschen, den Du am besten mit einem Tagesgeldkonto ansparen kannst, und einem Festgeldkonto für das kurz- und mittelfristige Geld ist das nach Finanztip-Einschätzung der wichtigste Baustein, den Du für Deine private Altersvorsorge brauchst.

Flexible Altersvorsorge mit einem ETF-Sparplan

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein Indexfonds, der an der Börse gehandelt wird. In solch einem Fonds sind Anteile von allen Unternehmen, die auch im Index abgebildet sind. Wenn Du in einen ETF wie den MSCI World investierst, der einen weltweiten Index abbildet, streust Du damit das Risiko enorm. Daher hat ein solcher ETF auch nichts mit Zockerei an der Börse zu tun. Im MSCI World Index sind zum Beispiel Anteile von mehr als 2500 Unternehmen weltweit enthalten. Du investierst damit also breit gestreut in große Teile der Weltwirtschaft.

Selbstverständlich geht es an der Börse mal auf und mal ab. Daher ist ein ETF nicht für Deine kurzfristige Geldanlage geeignet. Mindestens 15 Jahre bis zur Rente solltest Du für diese Art der Vorsorge mitbringen. Denn um die Schwankungen der Aktienmärkte auszugleichen und eine gute durchschnittliche Rendite zu erwirtschaften, braucht es etwas Zeit.

Wie viel Geld solltest Du monatlich für die Altersvorsorge sparen?

Wie viel Geld Du für Deine Altersvorsorge in den ETF investieren solltest, ist individuell unterschiedlich und hängt von zwei Werten ab: Deiner Rentenlücke und Deinem Haushaltsüberschuss, also dem Betrag, den Du monatlich zum Sparen zur Verfügung hast.

Hast Du Deine persönliche Rentenlücke berechnet, kannst Du mithilfe unseres Sparplan-Rechners herausfinden, wie viel Geld Du monatlich investieren müsstest, um die Lücke bist zu Deinem Ruhestand zu schließen.

Wir haben das für Normalverdiener unter Berücksichtigung der Inflation durchgerechnet und sind der Meinung: Wenn Du circa 15 Prozent von Deinem Netto für Deinen Ruhestand sparst, bist Du auf einem guten Weg. Lass Dich dabei von großen Zahlen nicht verunsichern. Übersteigt der Wert das, was Du monatlich zurücklegen kannst, braucht es einen Kompromiss. Zum Beispiel startest Du als Studentin oder Berufseinsteiger mit einem kleineren Betrag, etwa 100 statt 300 Euro. Bei der nächsten Gehaltserhöhung passt Du dann Deine Rate für den Sparplan an.

Hauptsache ist, dass Du loslegst. Denn die Zeit ist Dein größter Freund bei der Altersvorsorge. Jedes Jahr mehr, in dem Dein ETF-Sparplan läuft, beschert Dir später mehr Geld in der Rente. Das hängt mit dem Zinseszins-Effekt zusammen. Wie der sich konkret auf Dein Geld auswirkt, kannst Du Dir in diesem Video im Detail anschauen.

Einen Finanzberater brauchst Du für Deine Altersvorsorge übrigens nicht. Auch wenn Dir das viele Ver­si­che­rungsvertreter oder -Vermittler in kostenfreien Vorträgen oder Erstgesprächen weismachen wollen. Vorsicht ist ebenfalls bei sogenannten „Finfluencern“ geboten, die in sozialen Medien ihre vermeintliche Expertise gegen Geld anbieten. Altersvorsorge kannst Du selbst.

Hier nochmal die drei Schritte, mit denen Du Deine Altersvorsorge jetzt in die eigenen Hände nimmst und loslegst:

  1. Rentenlücke berechnen
  2. Depot eröffnen und ETF-Sparplan anlegen
  3. Anschließend legst Du kurz vor dem Ruhestand einen Auszahlplan fest, erntest die Früchte Deines Sparens und genießt Deine Rente.

Allerdings nur, wenn Du jetzt auch anfängst.

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